Sylter Trading Whisky

Drinklabor_SylterTrading1Meine Herzallerliebste und ich sind große Syltfans. Und speziell über den Jahreswechsel fahren wir mittlerweile regelmäßig auf DIE Insel. Und obwohl sie zu der Zeit gut frequentiert ist, findet man genügend schöne und einsame Plätze. Als Whiskyfan bin ich durch Zufall auf die Sylter Whiskytrading gestoßen. Das musste man sich doch mal anschauen. Netterweise hatten sie noch kurz vor dem Jahresende ein Tasting angeboten, wo ich gleich zwei Plätze für uns buchte. Am Anfang war ich doch ein wenig skeptisch. Da Sylt doch häufig mit ihrem Namen als Marketingmagnet dienen muss. Und da speziell Single Malt Whisky in den letzen Jahren eine immer größere Zahl von Liebhaber findet, war ein Syltwhisky nur eine Frage der Zeit. Um es anders zu sagen, kenne ich zur Zeit schon drei verschiedene Ansätze dazu. Gestartet hat es vor 2-3 Jahren mit einem anderen Sylter Aushängeschild – die Sansibar. Sie füllt zusammen mit dem unabhängigen Abfüller Whisky Agency schottischen Whisky unter ihrem Label ab. Hier steht aber eindeutig die Marke Sansibar und nur indirekt Sylt im Fokus. Seit dem letzten Jahr bietet auch die deutsche Destille Blaue Maus einen „Sylter Whisky“ an.  Hier werden Fässer mit Whisky in der Nähe Lists in der Nordsee gelagert und somit quasi Nordsee gefinisht. Und seit Mai letzen Jahres gibt es die Sylter Trading, deren erster Whisky in 2017 abgefüllt wird. Nur direkt vor Ort destillieren hat sich auf Grund der schwierigen Kostensituation bisher noch keiner gewagt.

Drinklabor_SylterTrading_2Die Sylter Trading befindet sich in der Hafenstraße in Rantum. Für Freunde der 2 Schwerter  – man geht am Sansibar Outlet vorbei und am Ende der Straße befindet sich das Gebäude. Wirklich sehr nett aufgemacht. Im vorderen Bereich befindet sich der Verkaufsraum mit Theke und entsprechenden Regalen. Im hinteren Bereich ist dann das Fasslager zu finden. Hier war auch die große Tafel für unser Tasting direkt vor den Fässern aufgebaut. Was natürlich zur heimeligen Atmosphäre beitrug. Interessant und mir so nicht bekannt ist, dass sie neben ihren eigenen Whisky auch andere Whiskys und Spirituosen anbieten. Im kleinen Warehouse konnte man sogar dezent Whisky (Angel Share) erschnüffeln. Wenn auch nur sehr gering, dafür sind es noch zu wenig Fässer. Außerdem bringt das raue Klima auf Sylt auch nur eine geringe Ausbeute für die Engel mit sich. Der Angels Share beträgt hier nur 2 %. Wie oben schon angedeutet, wird der Whisky nicht auf Sylt, sondern in Lippstadt destilliert und dann in Oloroso und Pedro Ximenez Fässer abgefüllt. Die Fässer sind alle ca. 120 l groß und lagern die gesamte Zeit hier auf Sylt. Daneben gibt es aber auch schottische Whiskys von der Sylter Trading. Diese werden für sie ebenfalls von Thomas Ewers ausgesucht, der auch bei der Feinabstimmung beim Fassmanagement für den zukünftigen Sylter Whisky unterstützt.

Drinklabor_SylterTrading_3Die Idee für die Sylter Trading – soll im wahrsten Sinne des Wortes – eine Schnapsidee gewesen sein und bei einem gemütlichen Abend vor 2 1/2 Jahren entstanden sein. Den Shop und das Fasslager gibt es seit Mai 2015 und 2017 soll der erste Whisky abgefüllt werden. Wir durften nachher auch einen Dram des Spirits – er war ca. 1 Jahr und 3 Monte alt – aus dem Pedro Ximenez Fass probieren. Er hatte 61,8 % und war für seine Jugendlichkeit schon ausgesprochen komplex und lecker. Ich bin gespannt wie sich der Whisky in den verbleibenden Jahren noch entwickelt. Aber kommen wir zum wichtigsten des Abends dem Tasting. Unser Referent leitete uns sehr fachkundig durch den Abend. Er schaffte es gut, den Spagat zwischen den unterschiedlichen Teilnehmern hinzubekommen. Wir waren insgesamt 14 Teilnehmer und damit war der Raum auch schon sehr gut besetzt. Im ersten Teil gab es drei trinkstärke Whiskys. Wir starteten mit einem Inchmurrin. Dieser Whisky aus der Lochlomond Destillerie ist nicht wirklich für seinen guten Whisky berühmt. Aber dieser war durch seine eingesetzten Fässer was besonderes. Angeblich waren diese nicht ganz in Ordnung – jedenfalls führte dies zu einem spannenden Geschmacksphänomen. Er entwickelte innerhalb der ersten 1/2 h nach dem er ins Glas kam, eine Vielzahl unterschiedlicher Aromen – von metallisch, über Vanille, Äpfel, Karamel – schon recht spannend alle 5-10 Minuten an ihm zu schnüffeln. Danach kam ein 15 Jähre Deanston, der speziell für Sylter Trading mit 45,8 % abgefüllt wurde. Obwohl ich Deanston Fan bin, war der definitiv nicht meiner. Hier stach zu stark der Schwefel durch. Schade eigentlich. Den Abschluss der ersten Runde bildete der 10jährige Glen Scotia.

Nach einer kurzen Pause ging es im zweiten Teil zu den Fassstärken. Hier kamen nur noch schottische Whiskys der Sylter Trading auf den Tisch. Sehr gut fand ich, dass uns unserer Tastingleiter ganz langsam an die Fassstärken heranführte. Erst kurz pur, dann teilweise bis zu viermal Wasser – so konnte man schön die unterschiedlichen Aromen erschmecken. Und wenn jemand schon zu schnell war, um noch mal Wasser dazu zu geben, dann bekam man sogar noch einen Whiskynachschlag. Angefangen haben wir mit einem 95er Mortlach aus dem Bourbon Hogshead. Der war mit seinen 57,8 % doch recht sprittig. Und auch mit Wasser wurde er für mich nicht besser. War leider nicht meiner. Da kam mir der Nachfolger doch schon mehr entgegen. Ein 17jähriger Glengoyne komplett aus einem Sherry Hogshead. Schönes Karamellstöffchen und auch mit seinen 58,2 % Alkohol auch ohne Wasser gut trinkbar. Das war  schon ein echtes Highlight. Und danach wurde das ganze noch mal gesteigert mit einem wunderbaren 12jährigen Bowmore. Dieser hat sogar der Herzallerliebsten außergewöhnlich gut geschmeckt. Und sie ist wirklich kein Fan von Islaywhisky. Aber hier kamen einfach die Fruchtaromen mit Cremigkeit, einer leichten Rauch- und Teernote und einer ausgesprochenen Süsse zusammen. Ein wirklich gelungener Dram. Wer wollte durfte danach den Arbeitsstand aus den Fässern probieren. Ich hatte wie oben schon geschrieben einen ein jährigen Spirit aus dem Pedro Ximinez Fass. Und nach all den lang gereiften Schotten konnte der Spirit noch gut mithalten. Mal sehen was die Zukunft bringt. Wer danach immer noch nicht genug hatte, konnte auch noch von den offenen Flaschen probieren oder den ein oder anderen Whisky noch mal nachverkosten. Wir mussten uns auf dem Weg machen, damit wir den letzten Bus nach List nehmen konnten. So ging ein sehr schönes Tasting zu Ende und ich war sehr begeistert von dem Konzept und den Whisky der Sylter Trading. Weitere Informationen zu Öffnungszeiten, Tastings oder Fasskäufen findet Ihr unter Sylter Trading.

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