Kaiser Hill 16 – ein deutscher Gin feiert mit Facelift 60. Geburtstag

Der Frühling oder Frühsommer hat nun endlich mit großen Schritten Einzug gehalten. Damit steigt bei mir auch die Lust auf Gin & Tonic. Auch wenn ich im Winter ab und an den einen oder anderen Gin probiere, ist er für mich doch immer stärker mit lauen Sommerabenden verbunden. Daher soll der heutige Beitrag einen „neuen“ deutschen Gin behandeln. Jetzt werden einige sagen, nicht noch ein deutscher Gin. Aber ich will Euch beruhigen, der Gin ist alles andere als einer der vielen Gins, die auf den Hype aufgesprungen sind.

Es geht um den Kaiser Hill 16 Gin aus Bayern. Dieser Gin kann auf eine über 60jährige Geschichte zurückblicken. Ich schätze mal, dass es einer der ersten deutschen Gins überhaupt war. In einer Zeit als der Gin langsam seine Bedeutung verlor und der Wodka seinen Siegeszug begann, kam der Kaiser Hill auf den Markt. Damals noch unter dem Namen „Krammelbeer Dry Gin“ wurde er 1957 von der Traditions-Brennerei Alois Schramml entwickelt. Es muss wohl eine eher ungewöhnliche Idee gewesen sein. Der Name klingt für Norddeutsche Ohren eher ungewohnt, orientierte sich am lokalen Dialekt – die Krammel steht im nordbayrischen für Wacholder. Mittlerweile hat man den Namen geändert und sich an der Ursprungs-Adresse der Brennerei aus dem Jahre 1818 orientiert. Der Gin wurde damals am Stammsitz der Brennerei am Kaiserberg 16 in Erbendorf produziert. Und so entstand der Name Kaiser Hill 16. Damals wie heute werden erst der Wacholder und anschließend die Gewürze destilliert.  

Nach der zwischenzeitlichen Namensanpassung, dachte man sich, das es nach 60 Jahren Zeit für ein Redesign ist. Und zum Geburtstag verpasste man der Flasche ein modernes und für mich optisch gelungenes Design. Man sieht jetzt auf dem Label ein geöffnetes Tor – in Anlehnung an die alte Destille. Für mich erinnert das Label ein wenig an ein römisches Porticus, da könnte man entsprechend auch einen Bezug zum Kaiser ziehen.  In der Mitte der geöffneten Tür ist ein Spruch aufgeführt, der wie eingraviert wirkt. Im ersten Moment hatte ich eine lateinischen Inschrift vermutet.  Als ich genauer hinsah,  erschloss sich auch für mich als Nichtbayern die Bedeutung. Dort steht augenzwinkernd „Mia san Gin“. Insgesamt wirkt der Gin mit seinem historisierten Design sehr modern. Und wenn man es nicht wüsste, würde man einen aktuellen Gin vermuten, der erst in den letzten Jahren entwickelt wurde. Trotzdem kommt bei dem Design die lange Tradition zum Ausdruck.

IMG_2137Mit dem neuen Design hat mich der Kaiserhill Gin schon mal überzeugt. Kommen wir als nun zu seinen inneren Werten. Dabei muss man erstmal betonen, dass das Rezept seit 60 Jahren identisch ist und auch in Zeiten von diversen NewWesternStyle-Gins keine Anpassung erfahren hat. Insgesamt werden bei diesem Gin neben Wacholder noch 10 weitere Botanicals verwendet. Diese fand ich in Anbetracht des alten Rezeptes teilweise doch recht ungewöhnlich.  Zuerst erkennt man die Gin-Klassiker wie Koriander und Kardamom. Dann Botanicals die ich schon ab und zu in Gins gesehen habe, wie Melisse oder Nelke und die mediterranen Pflanzen Salbei und Thymian. Sehr spannend sind solche Botanicals wie Arnika oder Pappelknospen, die einen bei Gins sehr selten begegnen. Den Abschluss bilden mir zwei komplett unbekannte Gewürze, nämlich die Heilpflanze Ysopkraut und die Samen des tropischen Abelmoschus. 

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Das neue Flaschendesign des Kaiser Hill 16

Die Auswahl und Zusammensetzung der Botanicals lassen zumindest einen spannenden, vielleicht ein wenig krautigen Gin vermuten. Hier findet ihr meine Eindrücke:

Tasting Notes:

Nase: Da kommt erstmal ganz klar der Wacholder zum Vorschein, aber mit einer würzigen. Ich fühle mich ein wenig an eine Blumen- bzw. Almwiese erinnert. Dies aber mehr in Richtung Gräser und Kräuter und nicht in die blumige Richtung. Ebenso ist eine gewisse Würzigkeit, aber auch ein Hauch Zitrus ist spürbar. Eine sehr angenehme und interessante Nase, die ich schon ohne das Klischee zu bemühen, mit einem bayrischen Gin verbinden würde. 

Mund:  Zuerst fällt die schöne Süsse auf. Er ist sehr weich und alle Aromen sind gut eingebunden. Nichts sticht hervor, bis auf eine gewisse Zitrusnote. Im Hintergrund ist eine gewisse Schärfe wahrnehmbar. Aber auch die Kräuter kommen sehr gut zur Geltung, ohne das eines heraus sticht.

Abgang: Der Wacholder wirkt länger nach auch eine gewisse Kräuterbitterkeit lässt sich raus schmecken. Dieses lässt aber nach kurzer Zeit nach, so dass ich nicht von einem langen Abgang sprechen würde.

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Die Botanicals (Quelle: Brennerei Schraml)

Schon pur lässt sich der Kaiser Hill sehr gut genießen, aber richtig kommt er in der Kombination mit Tonic zur Geltung. Ich würde hier ein klassisches Indian Tonic empfehlen. So habe ich ihn sowohl mit dem von Fever Tree und Thomas Henry ausprobiert. Beide passen sehr gut dazu. Schweppes Tonic könnte auf Grund seiner Süsse und des süssen Grundcharakters eventuell zu süss sein. Als zusätzliche Zutat kann man Zitrone und einen Rosmarinzweig dazugeben.

Wirklich ein gelungener „alter deutscher Gin“.  Ein klassischer wacholderbetonter Gin mit einer besonderen Kräuternote der sehr gut ausbalanciert und wirklich gelungen ist. 

Weitere Informationen zum Kaiser Hill 16 Gin und der Brennerei Schraml erfahrt Ihr hier:  www.brennerei-schraml.de

Disclaimer: Der Kaiserhill 16 Dry Gin wurde mir von der Steinwälder Hausbrennerei Schraml e.K aus Erbendorf unentgeltlich zum Testen zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür. Eine inhaltliche Beeinflussung des Textes fand nicht statt. Ich danke freundlich für die Unterstützung.

 

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Ein Kommentar zu „Kaiser Hill 16 – ein deutscher Gin feiert mit Facelift 60. Geburtstag

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  1. Ein super Bericht! Ich kenne den Gin noch nicht, werde mir aber eine Flasche besorgen und freue mich schon drauf einen deutschen Gin mit Tradition zu probieren. Es kommen ja immer mehr neue deutsche Gins auf den Markt, nicht unbedingt jeder tatsächlich gut. Und einer mit so einer langen Tradition ist mir abgesehen von dem von Schätzle in Deutschland nicht bekannt. Danke für den Tipp!

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