Im heutigen Beitrag möchte ich mich einer Brauerei aus Franken widmen, deren Biere ich im letzten Jahr, bei unseren Aufenthalt in Würzburg kennen gelernt habe. Es geht um die Distelhäuser Brauerei, eine alt eingesessene Brauerei aus Tauberbischofsheim. Sie hat ihren Sitz im Stadtteil Distelhausen, jetzt wisst Ihr auch woher der Name kommt. Hier noch der Link zur damaligen Reise.
Die Distelhäuser Brauerei hat es ähnlich wie die Schönramer Brauerei geschafft, altes bayrisches Bierhandwerk mit modernen Bierstilen aus der Craftbeerszene zu verbinden. Die Brauerei existiert schon seit 1811 und produziert heute circa 185.000 hl im Jahr. Seit ungefähr 1870 befindet sich die Brauerei in Familienbesitz der Familie Bauer. Und obwohl eine traditionelle Brauerei, die auf eine lange Tradition zurückblicken kann, bewies man auch die Offenheit und den Mut sich weiterzuentwickeln. So entschied man sich in 2015 dazu, neben den klassischen fränkischen Bieren und Biermixgetränken auch eine Craftbeerschiene ins Leben zu rufen. Ich ziehe vor solchen Entscheidungen immer meinen Hut, da Traditionalisten dies häufig ablehnen. Aber auch die Hardcore-Craftbeer Geeks alteingesessenen Brauereien eher skeptisch gegenüberstehen.

Die Leute von Distelhäuser haben aber diesen Spagat ganz gut hinbekommen und wirklich handwerklich gelungene Biere entwickelt, die ein gewisses etwas haben. Dabei haben sie sich ein wenig an den britischen Bierstilen orientiert. So brachten Sie ein kaltgehopftes Ale, ein Porter, ein Stout und ein IPA auf den Markt. Diese habe ich getestet und hier könnt Ihr meine Tastingnotes dazu lesen.
Distel Blond
Eckdaten:
Stammwürze: 12,5 %
Alkoholgehalt: 5,1 % vol
Bittereinheiten: 35 IBU
Zuerst fällt das Retrostyle des Bieres auf. Eine Blondine postet uns vom Label aus zu. Könnte auch gut aus den 60er Jahren sein. Obwohl ein obergäriges Bier erinnert es ein wenig an ein Lager, aber ein recht fruchtiges. Mit 35 IBU schon recht kräftig gehopft. Insgesamt kamen 5 Hopfenarten zum Einsatz. Neben Citra, Cascade, Smaragd, Saphir wurde auch Perle verwendet. Der Schaum weist eine schöne Porigkeit auf. Es lässt sich sehr gut trinken. Für klassische Lager/Helltrinker gut geeignet. Es schmeckt quasi klassisch, hat aber eine gewisse Fruchtigkeit, die man sonst nicht hat. Dabei aber nicht überbordend, sondern dezent im Hintergrund. Gelungenes Bier speziell für Einsteiger, die sich langsam an neue Biere herantasten wollen, ohne gleich komplett überfordert zu sein.
Black Pearl Classic Porter
Eckdaten:
Stammwürze: 15 °P
Alkoholgehalt: 6,6 % vol
Bittereinheiten: 28
Im Gegensatz zum Distelblond wird dies auch unter der Craftbierlinie geführt. Schon eine recht dunkle, dunkelbraune Farbe. Der Schaum ist nicht dunkel, aber die Kohlensäureentwicklung ist eher dezent. In der Nase findet sich eine leichte Kaffee- und Kakaonote. Außerdem ist auch ein wenig Rauch ist zu spüren und eine Malzigkeit.
Im Geschmack doch bedeutend bitterer als ich von der Nase erwartet habe. Schon ein wenig wie Zartbitterschokolade. Auch ein wenig Rauchcharakter, aber auch dezent und eine ausgeprägte Malzigkeit. Auch ein wenig Lakritz ist spürbar. Die Bitterkeit oder Herbheit bleibt irgendwie am Rachen hängen, was ich nicht so gut fand. Insgesamt aber ganz gut gelungen, aber nicht überragend. Man macht bei diesem Bier nicht viel falsch, wenn man Porter mag. Aber es ist auch nicht das weltbeste Porter. Für mich innerhalb der vier Biere das schwächste.
Loch Ness Classic Stout
Eckdaten:
Stammwürze: 15 °P
Alkoholgehalt: 6,6 % vol
Bittereinheiten: 26
Dieses Dry Stout ist für mich das Highlight der Reihe. Wunderbar schwarze Farbe. Der Schaum kommt recht grobkörnig daher, es weist für ein Stout aber schon recht viel Kohlensäure auf. Hier kamen insgesamt 6 verschiedene Malzsorten zum Einsatz. Und diese haben ein wundervolles Aroma kreiert. Intensive Kaffeenoten mit Schokolade im Hintergrund. Am Gaumen kommt der Kaffee noch stärker durch, aber auch Kakaonoten sind spürbar. Insgesamt süsser als das Porter. Und die häufig bei Stout vorhandene Bitterkeit ist hier quasi nicht vorhanden. Für Stoutpuristen vielleicht schon zu gefällig, aber mir gefällt es außerordentlich. Mit seinen 6,6 % hat es schon ein gewisse, kräftige Basis ohne aber die übertriebene Alkoholnote eines Imperialstouts aufzuweisen. Das ist eher ein Stout, von dem man auch mehr als eines trinken kann.
Lucky Hop IPA
Eckdaten:
Stammwürze: 17 °P
Alkoholgehalt: 7,7 % vol
Bittereinheiten: 77
Hier ist der Name Programm, denn bei diesem IPA stellt der Hopfen das ausschlaggebende Element. Ob er wirklich glücklich war, kann ich nicht beurteilen. Ich als Trinker war nach dem Genuss des Lucky Hop aber glücklich. Lucky Hop IPA – zuerst fällt die recht dunkle Farbe auf. Die Nase bringt erstmal intensive Fruchtaromen vor allem Zitrusfrüchte, aber auch Pfirsich, Ananas und dunkle Früchte, könnten Pflaumen sein, sind wahrnehmbar. Im Mund habe ich eine starke Malznote. Aber auch die Fruchtigkeit ist weiter präsent. Die Hopfenbittere hält sich für den IBU-Wert noch ganz gut zurück. Durch die 7,7 % Alkohol kommt es recht intensiv und kräftig daher. Ein wirklich gelungenes IPA, das eher durch seine Fruchtigkeit als durch extreme Hofpenbitterkeit auffällt. Wirklich ein gut ausbalanciertes IPA, dass einen mit der Hopfigkeit nicht komplett erschlägt, aber trotzdem rund und süffig daherkommt.
Fazit: Die Kombination aus Tradition und Moderne ist bei den drei Bieren aus der Brauereiwerkstatt und den Distel Blond wirklich gelungen. Alle vier Biere sind handwerklich gefertigte Biere, die recht süffig und sehr gut ausbalanciert sind. Daher darf man hier keine Hopfenbretter oder Hyperstouts erwarten. Das war aber auch gar nicht der Anspruch. Hier wurde gezeigt, dass auch eine alteingesessene Brauerei moderne Bierstile sehr gut umsetzen kann. Für mich eine klare Empfehlung.
Wer mehr über die Distelhäuser Brauerei erfahren möchte oder auch deren Bier im hauseigenen Onlineshop bestellen möchte – schaut hier auf ihre Website: www.distelhaeuser.de
Disclaimer: Die Biere wurden mir von der Brauerei Distelhäuser GmbH & Co. KG aus Tauberbischofsheim unentgeltlich zum Testen zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür. Eine inhaltliche Beeinflussung des Textes fand nicht statt.
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