Winzerwanderung in Dernau an der Ahr 

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Weinberge in der Nähe von Dernau

Mein Herzallerliebste und ich sind große Wanderfreunde. Unsere Wanderungen verbinden wir gern mit dem Thema Genuss – so ist auch unser gemeinsamer Blog Genusswandern entstanden. Hier könnt Ihr unsere Berichte lesen. Wenn Ihr also mal wieder Inspirationen für Wandertouren braucht, schaut doch einfach mal dort nach. Bei einer unserer Wanderungen waren wir auch im Culinarium der Dagernova in Dernau. Dort lasen wir, dass jeden Samstag von Mai bis Oktober eine Weinwanderung mit anschließender kleiner Weinprobe angeboten wird. So machten wir uns an einem sonnigen Juniwochenende morgens auf den Weg nach Dernau. Das schöne ist, man braucht sich vorab nicht anzumelden, sondern muss nur vor 11.00 Uhr in der Vinothek sein. So kann es passieren, dass man nur mit 3-4 Leuten unterwegs ist, aber wie uns unser Führer mitteilte, können es auch mal 120 Personen sein.

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Der Eingang zur Vinothek der Dagernova

So fanden sich an unserem Samstag 13 Personen ein, die sich an der Wanderung unter dem Motto „Vom Schiefer geprägt, vom Winzer gepflegt“ beteiligen wollten. Durch den Morgen führte uns unser Weinerklärer und Geschichtslehrer Georg Josten. Er hat sich von klein auf mit dem Thema Wein beschäftigt und als Kind bei der Lese mitgeholfen und kann auf ein riesiges Know How zurückgreifen. Ich muss sagen, was ich auf diesen ca. 2 h über Weinanbau gelernt habe, dafür müssen andere 2 Tage lang auf die Weinakademie. Zu Beginn erfuhren wir woher der Name Dagernova überhaupt kommt. Dies ist der ursprüngliche römische Name von Dernau. Da der Ort auf eine römische Vergangenheit zurückblicken kann und schon seit dem 1. Jhd. nach Christus bewohnt ist. Von Beginn an lebten die Menschen hier vom Weinanbau und leben es heute noch.

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Dernau von oben mit Blick über Dagernova-Weinberge

Nachdem wir das Dorf hinter uns gelassen haben und wir in den Weinbergen waren, erklärte er uns die unterschiedlichen Arten der Pflanzung. Angefangen bei der ursprünglichen Methode der Pfahlerziehung, über die in den 60er Jahren entstandene Dratrahmenerziehung bis hin zur aus Südtirol stammenden Umkehrerziehung. Bisher hatte ich mir über die unterschiedlichen Anbaumethoden überhaupt keine Gedanken gemacht. Jede dieser Anbaumethoden wird im Ahrgebiet angewendet. Und jeder Winzer muss selbst entscheiden, welche für ihn die beste ist. Und natürlich hat jede ihre Vorteile, aber auch ihr Nachteile.

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Ausführliche Erklärungen zum Weinanbau

Auch interessant war, dass wir erfahren haben, welche Bedeutung hinter den dreieckigen oder viereckigen Plastikschilder steckt, die man häufig an oder in Weinbergen sieht. Eigentlich ganz trivial, sie geben den Hubschrauberpiloten Auskunft, wo sie sprühen sollen und wo nicht. Wie Herr Josten ausführte, wird hier aber nur Pilzmittel und keine andere Pestizide versprüht. Auch wussten wir nachher, wofür die kleinen braunen Plastikdinger gut sind, die man häufig an den Reben sieht. Dies sind biologische Abwehrmittel gegen eine lästige Mottenart, die häufig Rebstöcke befällt. Durch darin enthaltene Pheromone werden die männlichen Motten so verwirrt, dass sie die Weibchen nicht mehr finden.

Daneben erfuhren wir auch ein wenig geschichtliches zu Dernau und Ahrtahl. So wusste ich gar nicht, dass das Kloster Mariental bis in die 80er Jahre hinein, eine staatliche Weinanbaudomäne war, wo zukünftige Winzer ausgebildet und Weinanbau erforscht wurde.

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Weinanbau mit der Drahtrahmenerziehung

Heute wird das ehemalige Kloster von 4 großen Ahrwinzern (Dagernova, Mayschosser Winzergenossenschaft, Meyer-Näkel und Brogsitter) betrieben. Diese haben das Gelände mit den Weinanbauflächen unter sich aufgeteilt, aber beim Kloster 2 ha gelassen. So kann man dort heute sowohl den eigenen Marientaler Wein, als auch den Wein der vier Eigentümer trinken. Daneben gab es natürlich Hintergründe zu der hier verlaufenden Eisenbahnlinie. Diese hatte eine strategische Bedeutung in den Weltkriegen, was auch zu einer starken Bombardierung des Ahrgebiets im 2. Weltkrieg führte. Und auch der Regierungsbunker der BRD war natürlich ein Thema. Noch heute kann man ca. 200 m des ehemaligen Bunkers im Originalzustand besichtigen. Was wirklich empfehlenswert ist und ein ungefähres Bild dieses Riesenbaus gibt. Ursprünglich waren es 19 km unterirdische Gänge und waren im Ernstfall für bis zu 3.000 Personen ausgelegt. Wer mehr darüber erfahren möchte, kann hier nachlesen.

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Wein in der Blüte

Erstmalig konnten wir auch die recht unscheinbaren Weinblüten sehen. Diese blühen nämlich im Mai/Juni. Wie wir lernten ist die Weinrebe eine Zwitterpflanze, deshalb ist sie nicht auf Bienen, Wind oder ähnliches angewiesen, sondern befruchtet sich selbst. Die Weintraube braucht ca. 100 Tage bis zur Reifung, so dass Temperatureinbrüche in der Blütezeit sich schlecht auf die Ernte auswirkt bzw. zu zeitlichen Verzögerungen führt.
Neben den Hintergründen zum Wein erfuhren wir auch etwas zum Anbaugebiet Ahr. Dieses ist das dritt kleinste Anbaugebiet und umfasst nur ca. 0,5 % der gesamten Anbaufläche Deutschlands. Ist aber auf Grund seines großen Anteils an Rotwein (ca. 85 % aller Weinreben sind rote Trauben) das größte zusammenhängende Rotweinanbaugebiet Deutschlands.

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Schilder für Hubschrauberpiloten

Nach einer wirklich spannenden Wanderung mit ausführlichen Erklärungen direkt vor Ort, kamen wir nach ca. 2 h wieder zurück zur Dagernova. Hier konnten wir in einem wundervollen Gewölbekeller platz nehmen. Während Herr Josten uns noch ein wenig zur Dagernova und ihren Weinen erzählte, durften wir insgesamt 3 Weine probieren. Wir begannen mit einem Riesling. Obwohl sowohl ich, als auch meine Herzallerliebste mit Riesling auf Grund der Säure häufig Probleme hatten, war dieser wunderbar säurearm und hatte eine tolle Fruchtnote. Hätten wir so nicht probiert. Auch zeigte er, dass mittlerweile das ursprünglich wahre Klischee (zumindest bis in die 60er Jahre) Weiswein von der Ahr sollte man meiden, heute nicht mehr stimmt. Als zweites gab es einen guten Blanc de Noir, einen Rotwein weiß ausgebaut. Auch dieser war ganz gelungen, wenn er uns auch nicht ganz so überzeugte.

Den Abschluss bildete ein Ahr-Spätburgunder. Hier hat man ganz bewusst Trauben aus dem ganzen Ahrgebiet genommen. Ursprünglich ist der Wein in einem Jubiläumsjahr entstanden. Da die Dagernova durch Zusammenschlüsse heute die größte Genossenschaft an der Ahr ist, verteilen sich die 609 Winzer über das gesamte Ahrgebiet. Da die Böden an der Ahr, je nach Lage und Bodenbeschaffenheit große Unterschied aufweisen, ergeben sich auch bei den einzelnen Weinen recht unterschiedliche Ergebnisse. Und so versuchte der Kellermeister ein Spätburgunder-Cuvee aller Weine aus den unterschiedlichen Bereichen zu erstellen. Dies kam so gut an, dass er jetzt in jedem Jahr neu aufgelegt wird.

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Der Duft eines wunderbaren Spätburgunders

Eine wirkliche tolle Veranstaltung für alle die sich für Wein interessieren. Man lernt wirklich auf eine unglaublich unterhaltsame Art etwas über Wein, die Ahr und die Gegend. Die Wanderung „Vom Schiefer geprägt – vom Winzer gepflegt“ findet jeden Samstag (von Ostern bis Anfang November) statt. Anmeldung ist nicht erforderlich und es fallen Kosten von 8,50 € an. Weitere Informationen bzgl. der Dagernova, den Weinen und den Events findet Ihr unter der Website:

www.dagernova.de

 

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