Wie Ihr Euch vielleicht noch erinnern könnt, war ich Ende letzten Jahres bei einem speziellen Tasting in Köln. Dort gab es die spannende Kombination aus Schottischen Single Malt und Cologne Craftbeer. Wer möchte kann hier noch mal den Bericht lesen. Auch wenn die Kombination mich im Endeffekt nicht so überzeugt hat, war ich doch von den Einzelkomponenten sehr begeistert. Im Rahmen des Abends erzählte uns Peter Esser von der Braustelle Köln, dass er auch Brauseminare anbietet. Das hörte sich sehr spannend an. Da uns die Biere sehr gemundet haben, wurde gleich nach einem passenden Termin gesucht. Da die Brauseminare sehr beliebt sind, sollte man sich frühzeitig um eine Anmeldung kümmern. Und im Wonnemonat Mai hat es endlich auch bei uns mit einem Termin geklappt. Die nur als Brauseminar betitelte Veranstaltung stellte sich am Ende als ein Rundum-Bier Tag dar. Bei diesen wurden wir sowohl mit dem Bierbrauen vertraut gemacht, wir lernten das Bierprobieren und die Unterschiede der verschiedene Bierstile, haben viel Hintergrundwissen mitgenommen und wurden auch noch lecker verköstigt. Die Veranstaltung findet meist einmal im Monat immer samstags statt. Daher musste ich mich schon sehr früh auf den Weg nach Köln aufmachen, damit ich pünktlich um 10.00 Uhr in Ehrenfeld ankam. Die Braustelle die sowohl Kneipe als auch Brauhaus in einem ist, liegt Mitten in Ehrenfeld und macht einen richtig urigen Eindruck. Vom Eingangsbereich schaut man direkt zur Theke. Im rechten Teil findet man an der Fensterfront verschiedene Sitzgelegenheiten und im hinteren Teil befindet sich die offene Brauerei. So sitzt man wirklich fast zwischen Braukessel und Läuterbottich. Wirklich sehr authentisch und nicht so museal wie in vielen anderen Braugaststätten, wo man maximal hinter Glas nur Teile der Anlage zu sehen bekommt.

Falls ich in den nächsten Zeilen etwas durcheinander gebracht habe, möchte ich die bitte entschuldigen-es war mein erstes Mal :-). Das Seminar war wie so häufig ausgebucht. Wir waren insgesamt 15 Personen. Erstaunlicherweise waren auch vier Frauen beim Seminar dabei. Außerdem waren recht viele jüngere Teilnehmer vertreten. Komplett anders als ich erwartet habe. Da zeigt sich, das der Craftbeerboom auch andere Zielgruppen anspricht und Bier selber machen richtig in ist. Peter begrüsste uns mit seinen beiden Angestellten, die uns durch den Tag begleiteten. Gleich zuerst gab es erstmal Kaffee. Dann führte er uns ein wenig durch die Räumlichkeiten und erklärte uns kurz die Aufgaben bzw. Funktionsweisen der einzelnen Geräte. Danach ging es in der Keller, in dem wir uns zuerst den Gärraum angeschaut haben. Hier beschrieb er die Vorgänge bei der Gärung, die hier in einer offenen Wanne erfolgt. Wir konnten auch keine fremden Bakterien oder ähnliches in den Raum einschleusen, da zur Zeit alle Gärbehälter leer waren. Zum Abschluss des Rundgangs ging es in das Bier- oder Reifelager. Diesen haben wir mit unserer Gruppe mehr als ausgefüllt. Da die Braustelle sehr viele unterschiedliche Biere produziert und auch immer 8 verschiedene Biere am Zapfhahn hat, brauchen sie hier einige Lagertanks. Ich habe sie nicht gezählt, schätze aber das hier auch mindestens 8 Stahltanks standen. So kann man diese einerseits zur Reifung nehmen, aber auch gleich anschließend an die Zapfanlage anschließen. Insgesamt können sie hier bis zu 100 hl Bier lagern, was für einen kleinen Gastropub schon recht ordentlich ist.

Um uns von der ganzen Theorie erstmal zu erholen, gab es ein ordentliches bayrisches Frühstück mit Brezeln, Weißwurst und Schinken. Und wer wollte konnte auch schon mit einem Weizenbier oder dem Helios (naturtrübes Kölsch) traditionell starten. Die ganzen Backwaren waren alle selbst gebacken und häufig kam der hier reichlich vorhandene Biertreber zum Einsatz.
Nach der ordentlichen Stärkung und ein paar Anekdoten von Peter ging es dann zur praktischen Tätigkeit über. Endlich durften wir auch selbst ein wenig Hand anlegen. Wir haben „unser“ Bier auf einer kleinen Hobbybrauanalge gebraut, die aber wie die Große auch, alle wichtigen Bestandteile aufwies.

Zuerst gab es noch ein paar Hintergrundinformationen zum Malz und was es da alles für verschiedene Sorten gibt und wie diese hergestellt werden. Wir konnten auch die verschiedenen Malze riechen und probieren. Darüber hinaus erhielten wir Informationen, welches Malz für welche Biere eingesetzt werden. Dies hilf uns ein wenig bei der Entscheidung, welches Bier wir denn eigentlich brauen wollten. Wir entschieden uns für ein helles Bier, so dass wir Pilsner Malz als Grundlage nahmen und dazu noch ein wenig karamellisiertes Malz gegeben haben. Das Pilsnermalz war schon einsatzbereit, das Karamellmalz musste erst noch geschrotet werden.

Gleichzeitig haben wir schon mal das Wasser vorgewärmt. Dann wurden die Malze dazu gegeben und das Ganze musste ordentlich gerührt werden. Und dann sollte die Flüssigkeit bei Erreichen von 63 Grad erstmal in der sogenannten Maltose Rast für 20 Minuten ruhen. Dabei haben wir gelernt, dass man sein Material vorher auf Funktionsfähigkeit testen sollte. Unser Thermometer zeigte nach Zugabe des Malzes nur noch um die 50 Grad an, so dass wir die Heizplatte hochgedreht haben. Komischerweise tat sich nicht sehr viel, so dass wir nach einiger Zeit noch mal das nachprüften und feststellen mussten, dass das Thermometer leider kaputt war. Bei erneuter Messung waren wir schon weit über die Temperatur hinaus. Aber was ein erfahrener Brauer ist, hat auch für sowas eine Lösung. Wir wechselten das Verfahren und nutzten das sogenannte englischen Verfahren, wo man nicht mit 2 unterschiedlichen Temperaturen und Ruhephasen arbeiten muss.

Da wir dann mit der Temperatur schon weiter oben waren, legten wir trotzdem noch eine Rast ein. Das gab uns die Gelegenheit ein Pale Ale von der Braustelle zu probieren. Da wir ein solches herstellen wollten, war es natürlich schön vorher zu probieren, wie es schmecken sollte. Dann durften wir auch eine Jodprobe durchführen. Dafür wird ein wenig Maische entnommen und auf einem Gefäß mit Jod versetzt. Damit soll Stärke gemessen werden. Die Farbe zeigt das Ergebnis an, sollte es sich Blau gefärbt haben, wäre immer noch zuviel Stärke enthalten. Aber bei uns passte alles.

Dann ging es an Läutern. Dabei wurde geschaut, ob die Maische noch trüb rausläuft. Daher wurde im Anfang die rausgelaufene Maische solange in den Läuterbottich wieder zurück geschüttet, bis es sich geklärt hatte. Läutern als solches dauert eine Zeit lang, so dass wir noch weitere Biere der Braustelle probieren konnten. Dann wurde die vorher exakt ausgerechnete Menge Hopfenpelletts hinzugegeben. Wir hatten uns für den neuen deutschen Hopfen Mandarina Bavaria entschieden. Dieser hat wie es im Namen schon raus zu hören ist, ein tolles Orangen/Mandarinenaroma.


Im Anschluss wurde die Maische mit den Hopfen zusammen zum kochen gebracht. Am Schluss der ganzen Prozedur haben wir noch mal ein wenig Hopfen dazu gegeben. Dann ließen wir unser zukünftiges Bier noch ein wenig abkühlen. Es war mittlerweile schon später Nachmittag. Das leckere Abendbrot und noch das eine oder andere Bier stand an.

Mit netten Gesprächen und Erläuterungen ging ein wunderbarer Tag zu Ende. Am Ende der Veranstaltung hat jeder ein Glas mit seinem zukünftigen Bier und ein kleines Tütchen Hefe bekommen. Peter gab uns noch ein paar Hinweise, was wir zu Hause bei unserem Bier beachten sollten. Zur Sicherheit gab es aber auch noch eine schriftliche Anleitung mit auf dem Heimweg. Bei nächster Gelegenheit werde ich von dem Abschluss der Bierherstellung berichten und Euch über das finale Ergebnis informieren. Ich kann nur sagen, dass es mir sehr viel Spaß gemacht hat und ich jeden Bierbegeisterten ans Herzu legen, selbst mal ein Brauseminar zu besuchen. Es macht mit mehreren doch mehr Spaß, als zu Hause allein zu experimentieren. Und die Braustelle mit seinem tollen Team und Peter als Lehrer ist der beste Ort zum gemütlichen Einstieg in die Materie. Wer sich für die Seminare interessiert, kann sich hier weitere Informationen unter www.braustelle.com finden.


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