Auf der Suche nach einer ordentlichen Bar in Bonn hat es mich diesmal nach Godesberg verschlagen. Obwohl früher klassischer Diplomatenstadteil erwartet man hier nicht unbedingt eine Cocktailbar. Aber das Limao eine brasilianische Bar mit Restaurant gibt es schon seit Mitte der 90er und ist mittlerweile eine Institution. Ich war auch in meiner Bonner Anfangszeit hier, aber es war mir nicht weiterhin in Erinnerung geblieben. Daher wurde es mal wieder Zeit auch hier vorbei zu schauen. Die Lage ist nicht gerade optimal, aber das Konzept ist gut umgesetzt. Hier ist eine gute Aufteilung zwischen Restaurant und Bar gelungen. Alles ist in grün-gelblicher Farbgebung gehalten und wirkt nicht altbacken. Die Theke ist recht groß und eindrucksvoll und auch die rustikalen Hocker mit Fellbezug, sowie die Lounge Ecke mit Sofa und Sessel machen einen netten Eindruck.
Das Essensangebot hört sich für mich sehr brasilianisch an und man kann sogar das brasilianische Nationalgericht das Feijoada completa – eine Art Eintopf mit schwarzen Bohnen und viel Fleisch bestellen. Ich hatte Lust auf ein Fischgericht und auch hier gibt es eine schöne Auswahl. Ich bestellte eine Moqueca de Peixe, dies ist ein Fischgericht u.a. mit Seehecht, Garnelen und Kokossauce. Sehr gelungen eine gute Mischung aus Schärfe und Süsse und nicht zu sahnig. Allein schon des Essens wegen, lohnt sich der Weg nach Godesberg.
Für mich aber ist das Cocktailangebot das wahre Highlight. Natürlich stehen erstmals die brasilianischen und südamerikanischen Getränke, wie Caipirinia, Rum- oder Tequillacocktails im Vordergrund. Aber es wird auch ein sehr gutes Angebot an Klassikern geboten. Die Karte ist sehr übersichtlich nach den unterschiedlichen Basisspirituosen aufgeteilt. Dabei gibt es je Spirituose zwischen 3 oder 12 unterschiedliche Cocktails. Dazu werden auch noch Colada- Caipi- und Sourcocktails. Ich habe mit einem Gin Gin Mule gestartet, der ganz stilecht im Kupferbecher serviert wurde. Schwerpunktmäßig wird der Beafeater Gin verwendet. Der Gin Gin Mule bietete ein sehr gutes Verhältnis von Gin und Ingwerbier. Dieses war diesmal auch nicht von Thomas Henry. Dies war an der fehlenden Schärfe gut erkennbar. Ein wirklich schön spritziger Sommerdrink. Wir hatten das Glück, dass wir vor 19.00 Uhr da gewesen sind. Bis 19.00 Uhr bekommt man in der Woche in den Genuss einer Happy Hour und bezahlt für alle Cocktails sehr faire 5,50 €. Die Normalpreise belaufen sie sich hier auf 7 € bis 9 € je nach Cocktail. Was ich ein gutes Preis-Leistungsverhältnis für den Laden und die angebotenen Cocktails empfinde.
Als zweiter Cocktail durfte der Bartender mir einen meiner Klassiker kredenzen. Der Negroni war gut gemacht, wurde aber meiner Meinung mit einem Martini Wermut gemixt. Ich finde erst der Antica Formula gibt dem Negroni erst den richtigen Dreh. Aber er war ansprechend gemacht und gut trinkbar. Das fand ich an der Karte gut, dass zwar nicht immer, aber recht häufig, die jeweilige Spirituosensorte und -marke angegeben ist. Dies ist für mich immer ein erstes Qualitätskriterium einer Cocktailbar. Nach einem leckeren Espresso als Nachtisch, wollten wir uns noch einen letzten Cocktail als Absacker gönnen. Dafür wählte ich mir einen Cocktail, den ich bisher noch nicht getrunken habe – den Sazerac. Mir fehlt dafür immer der Absinth zu Hause. Der Absinth wird je nach Rezept nur zum Ausspülen des Glases oder als kleiner Bestandteil hinzugefügt. Hier war es eindeutig ein größerer Schluck. Da der Anisgeschmack doch recht stark durchkam. Dies war aber nicht uninteressant und passte meiner Meinung nach gut zu dem verwendeten Bourbon. Sehr gut fand ich auch, das der Cocktail in einem Tumbler, mit einem übergroßen Eisquader daherkam. Damit war auch das Verwässerungsproblem, zumindest kurzfristig beseitigt. Zusammenfassend kann ich das Limao wirklich weiterempfehlen, sowohl zum guten Essen, aber auch um einfach einen leckeren Cocktail zu geniessen.
Infos zum Limao wie Öffnungszeiten, Anfahrt und Reservierungsmöglichkeiten findet Ihr hier.
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