The Way to Islay – 5. und letzter Teil – Laphroaig und Lagavulin

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Der letzte komplette Tag auf Islay. Schon relativ früh aufgewacht. Da schien etwas in mein Zimmer – oh Sonne! Gut motiviert stand ich auf, heute sollte es zu Laphroaig gehen. Eine meiner Lieblingsdestillen hier auf Islay. Auf ging es zum Frühstück. Der Frühstücksraum bei Joy ist kleiner und hat nicht einen so tollen Ausblick, dafür ist er sehr gemütlich. Sie hat drei unterschiedliche Frühstücke zu Auswahl. Klassisches schottisches Frühstück, geräucherter Kabeljau mit porchiertem Ei oder gebratenen Kippling. Da ich mit Fisch zum Frühstück schon immer Probleme hatte, entschied ich mich doch lieber für das schottische Frühstück. Mit mir zusammen frühstückte Steven aus Nordengland, den ich schon gestern kurz kennengelernt hatte. Er macht keine Destillerietouren mehr, da er alle schon in- und auswendig kennt. Er ist seit 1976 jedes Jahr mindestens ein- oder auch mehrmals auf Islay. Also quasi schon ein Einheimischer. Nach einem sättigenden Frühstück musste ich schon früh los, da meine Tour bei Laphroaig schon um 10.00 Uhr begann. Man kann die Strecke gut zu Fuß abdecken. Es ist nicht so weit, aber mit dem wechselhaften Wetter – kann auch so eine kurze Strecke lang werden. Aber noch spielte das Wetter mit. Aber Ihr kennt es schon, auf halber Strecke änderte es sich wieder und ich kam doch ein wenig durchnässt an. Ich wurde gleich herzlich begrüsst und mir ein Tee oder Kaffee angeboten. Whisky dürfen sie, ähnlich in Supermärkten, nicht vor 10.00 Uhr ausschenken. Obwohl ich um diese Zeit so und so darauf verzichten konnte.Drinklabor_Islay5.Tag_2Mit mir waren wir auf der Tour zu viert. Und unsere Führerin Susanne war ein alter Hase was Führungen angeht. Die Tour begann in den Maltingfloors, die hier noch in Benutzung zu sehen sind. Das geht in Schottland nur noch in 7 Destillen. Davon allein 3 auf Islay (Bowmore, Kilchoman und Laphroaig). Bei Laphroaig gibt es insgesamt nur noch 4 Maltingfloors – die anderen beiden hatte ich unbewusst schon betreten. Sie bilden jetzt das Visitorcenter. Die Menge der Gerste auf dem Boden sieht recht wenig aus, aber es sollen über 14 t Getreide sein. Hier wird aber nicht mehr geschaufelt, sondern alles maschinell gewendet. Nur in den Ecken kommt noch die Schaufel zum Einsatz. Es wird auch nur 20 % des benötigten Malts hier hergestellt. Die restlichen 80 % kommen wie bei fast allen Islaydestillen von den Port Ellen Maltings. Wir durften auch in einen der Kilns, da dieser im Moment nicht in Betrieb war. Was ein Duft – da könnte man sich Stunden drin aufhalten. Auf den Weg zu den Mashtones (Maischebottichen) kamen wir an einer Galerie mit Prinz Charles Fotos vorbei. Dieser ist ein ausgesprochener Liebhaber von Laphroaig. So war er schon 3 mal hier und hat Laphroaig, als einziger Destille weltweit sein Wappen verliehen. Schön fand ich auch die Geschichte mit Charlie und seinem ersten Besuch hier. Er ist mit seinem eigenen Flugzeug her geflogen, hat aber die Landebahn falsch eingeschätzt und sein Flugzeug richtig tief in den Matsch gefahren. Kann auch einem Prinzen passieren. Nach all den Holzmaischebottichen wirkt Laphroaig mit seinen Stahlbottichen doch schon ein wenig industrieller.

Drinklabor_Islay5.Tag_3Dann ging es ins Stillhouse – man sind die Stills hier riesig. Noch dazu haben sie 7 davon – schon ein erhabener Anblick. Angeblich soll es die Destille mit dem längsten Vorlauf sein – von über 45 Minuten, was den Laphroaig auch seinen typischen Geschmack geben soll. Eine weitere Besonderheit ist, dass die Kondensatoren nicht wie bei anderen Destillen am Ende des Schwanenhalses angebracht sind, sondern schon an einer Stelle bevor dieser abknickt. Angeblich sollen dadurch die schweren Öle eingefangen werden.

Drinklabor_Islay5.Tag_4Danach ging es zum Innenhof. Hier waren zu Erklärungszwecken, die unterschiedlichen Fässer die bei Laphroaig eingesetzt werden, ausgestellt. Spannend fand ich, dass alle Fässer bei Laphroaig, vorher Markers Mark enthalten haben und unzerlegt nach Schottland transportiert werden. Normalerweise werden die Fässer für den Transport in ihre Gauben zerlegt. Da sie dadurch besser stappelbar sind und dann erst vor Ort wieder zusammengesetzt werden. Auf ging es zu einem weiteren Highlight, dem Warehouse Nr. 1. Dort konnte man einen Blick in ein klassisches Dunage Warehouse werfen. Hier werden max. 3 Fässer übereinander gestapelt und sie bestehen meist aus festgestampften Lehmboden. Wobei die meisten Laphroaigfässer mittlerweile in Hochregallagern aufbewahrt werden. In diesem traditionellen Warehouse hatten sie das erste, von Prinz Charles 1994 signierte Fass, ausgestellt. Nachdem man es für einen guten Zweck versteigert hatte, schenkte der Ersteigerer nach der Abfüllung das leere Fass der Destille. Meine Mitbesichiger, die nur die normale Tour gebucht hatten, mussten dann zurück ins Visitorcenter.

Drinklabor_Islay5.Tag_5 Ich durfte bleiben und musste mich der schwierigen Aufgabe der Whiskyauswahl stellen. Insgesamt gab es drei unterschiedliche Fässer, die es zu begutachten galt. Nach einer Probe, durfte ich dann Schätzungen zu Alter und Alkoholgehalt abgeben und meinen Favoriten küren. Vorab muss ich sagen, alle 3 waren recht lecker. Und ich finde es schade, dass man keine einzige originale Singlecaskabfüllung von Laphroaig kaufen kann. Wir starteten rechts mit dem kleinsten Fass. Dies war ein Quartercask und enthielt einen jungen siebenjährigen Laphroaig. Das besondere war, dass er die ganzen 7 Jahre in diesem kleinen Fass lagerte. Auf Grund der geringen Größe des Fasses, hatte dieser Whisky schon nach 7 Jahren einen vollmundigen Geschmack. Ich hatte ihn auch auf Grund seines Aromas, als viel älter geschätzt. Das zweite Fass enthielt einen 12 Jahre alten Laphroaig. Diesmal war es ein Bourbon Barrel, welches auch hier aus dem klassischen Warehouse No. 1 kam. Und zum Schluss gab es Whisky aus dem größten Fass. Dies war ein Sherrybutt und enthielt einen 15 Jahre Whisky. Ich hatte Glück, dieses Fass war erst letzte Woche geöffnet worden und für die Warehousetour ausgewählt worden. Obwohl ich alle drei sehr lecker fand, musste ich mich für einen Favoriten entscheiden. Und als Fan von gut eingebundenen SherryLaphis – wurde der Letzte zum Gewinner gekührt. Aber ich durfte nicht nur probieren, sondern von meinem Favoriten ein kleines 250 ml Sample abfüllen. Und wie es sich gehört, die Abfüllung auch noch selbst vornehmen und mich in das Caskbuch eintragen. Obwohl es in dem Warehouse sehr gemütlich war, wurde es in dieser Jahreszeit durch die Feuchte und Kälte doch irgendwann ungemütlich. So gingen wir, ich mit meiner Abfüllung unterm Arm, zurück zum Visitorcenter. Hier erstmal aufwärmen, noch einen Kaffee trinken und ein wenig durch den Shop stromern. Und natürlich traf ich dann noch die beiden Rheinländer von gestern. Diese haben nach Lagavulin einen kurzen Zwischenstopp bei Laphroaig eingelegt. Auf Islay trifft man sich immer mehrmals. Das vorherige Ziel der Beiden, war mein nächstes. Und so nutzte ich die Regenpause, um mich auf den Weg nach Lagavulin zu machen.

Drinklabor_Islay5.Tag_6Dummerweise hatte ich gerade den Mittagsbus verpasst. Aber man konnte ja den „Whiskytrail“ lang laufen. So wird der Weg von Port Ellen bis Ardbeg bezeichnet, da hier viele Maltheads lang schlendern. Ich schätze der breit ausgebaute Fuß- und Radweg wurde vor allem gebaut, um die vielen Whiskytouristen (speziell die nach dem Tasting) von der Straße wegzuhalten. Und die Entfernungen zu den einzelnen südlichen Destillen sind auch nicht wirklich weit. Trotzdem reichte die Regenpause nicht aus. Natürlich habe ich es nicht komplett trocken bis zu Lagavulin geschafft. Ich hatte schon vorab im Internet gelesen, dass die Destille als solche, auf Grund von Wartungsarbeiten zur Zeit geschlossen ist. Aber der Shop war geöffnet. Nach der freundlichen Begrüßung wurde ich gleich gefragt, welchen Whisky ich probieren möchte und dass ich nach hinten durchgehen sollte. Dort war ein wunderbar gemütlicher Aufenthaltsraum, mit Ohrensesseln, Kamin und ein paar Büchern. Nur der Kamin war leider nicht an. Aber ansonsten war es ein toller Raum für einen verregneten Islaynachmittag. Leider hatten sie als Auswahl nur die Standarddrams. Aber durchgefroren und nass tut so ein 12 jähriger Lagavulin auch seinen Dienst. Dort konnte man es aushalten. Nach dem ich mich aufgewärmt hatte, wollte ich noch für einen Tee mich ins Old Kiln Cafe von Ardbeg begeben. Vor dort wollte ich dann den letzten Bus nach Port Ellen zurück nehmen. Und wieder ging das Spiel von vorn los. Nur das es diesmal auf halber Strecke furchtbar anfing zu schneien. Durchnässt und durchgefroren bei Ardbeg angekommen, bekam ich von meiner Fährenapp den Hinweis, dass alle Fähren für heute abgesagt wurden. Toll und am nächsten Tag musste ich von der Insel runter. Da wird einen doch ganz schön anders. Nach einer schmackhaften und heißen Fischsuppe nahm ich den Bus nach Port Ellen zurück. Bei Joy angekommen, nahm sie mir meine Bedenken bzgl. der Fähre. Sie als Inselbewohnerin ist was so etwas angeht viel entspannter . Und so genoss ich meinen letzten Abend auf Islay im Islayhotel mit leckeren Fish and Chips, Islay Ale und einen Abschiedsdram. Und am späten Abend kam dann auch die Entwarnung, mit dem Hinweis die Fähren fahren wieder normal. Und so endete eine aufregende Woche, in der ich tolle Destillen besuchen, ausgezeichnete Whiskys probieren, schöne Landschaften genießen und klasse Leute kennenlernen konnte. Islay ich komme definitiv wieder.

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