Im November nach Islay, wer macht denn sowas. Das war die häufigste Reaktion von Freunden auf mein Vorhaben. Aber diese Insel stand schon länger auf meiner Reiseziele. Und da noch Resturlaub vorhanden war und das diesjährige Seuchenjahr vernünftig abgeschlossen werden musste, stand die Entscheidung fest. Nachdem ich einen günstigen Flug bekommen hatte, ging es an die Planung. Da Islay eine Menge zu bieten hat, dachte ich mir, da kann man auch im November nach Islay fahren. Außerdem will ich den Spruch von schlechten Wetter hier nicht strapazieren. Nur diesmal war die Herzallerliebste auf Grund von nicht mehr vorhandenen Urlaub nicht dabei. Aber sie sagte auch zu mir, fahr da mal alleine hin, ich mag das torfige Zeug so und so nicht. Außerdem dachte ich mir, in der Nebensaison ist auch das Besichtigen von Destillen bedeutend entspannter und die Leute sind auch relaxter.
Eigentlich hatte ich nach den furchtbaren Anschlägen in Paris mit einer chaotischen Anreise gerechnet, aber am Flughafen war alles ganz entspannt. Sogar beim Zoll war es recht entspannt. Was mir auffiel, ist dass man heutzutage schon auffällt, wenn man keinen Laptop oder Ipad extra in eine Box legen muss. Der Flug ging sogar pünktlich. Ich habe noch nie so einen leeren Flug erlebt. Maximal 20 Personen saßen in einer Maschine für 80. Ich hatte sogar das Glück einen Doppelsitz für mich allein bekommen zu haben und als Krönung sogar am Notausgang. So hatte ich nachher Rückenprobleme – da ich die ganze Zeit die Beinfreiheit so ausgenutzt habe, dass ich ständig mit ausgestreckten Beinen da saß. Spannend war auch, dass Glasgow von oben wie ein begossener Pudel aussah- alles war nass und glänzend. Aber bei der Landung scheinte schon wieder die Sonne. Aber es war doch empfindlich kälter – so hatte sich meine Winterjacke, die in Düsseldorf noch belächelt wurde – mehr als bezahlt.
In Glasgow war ich schon nach 10 Minuten bei der Bushaltestelle und 5 Minuten später ging mein Bus nach Glasgow. Nach 1 1/2 h Aufenthalt am Busbahnhof ging es weiter. Während der Busfahrt konnte ich faszinierende Wetterphänomene sehen. Ich werde von links von der Sonne voll geblendet und rechts ist es dunkel wie in der Nacht, dass sogar um 14.30 Uhr die Straßenbeleuchtung anging. Interessant war, dass es fast überall W-Lan gab. Im Shuttlebus vom Flughafen, in diversen Geschäften und im Cafe in der Wartehalle des Busbahnhofs. Die Fahrt als solches war, nachdem wir Glasgow verlassen hatten, doch insgesamt recht grau und trostlos.
Zwischendurch eine Pause zum Shoppen und auf Toilette gehen in Inverary. Faszinierend was manche innerhalb von 10 Minuten alles einkaufen können. Bei der Busfahrt ging einige Male die Tür nicht richtig zu, so dass wir auch mal 1-2 km mit offener Tür gefahren sind. Dann musste der Fahrer aufstehen und sie per Hand schließen. Das spannende trotz der Stopps, dem schlechten Wetter, einigen Staus in Glasgow waren wir genau pünktlich lauf Fahrplan um 17.18 Uhr in Kennagraig. Ich glaube bei uns würde so etwas nicht klappen. Dann in Kennacraig ein größerer Baucontainer als Fährhalle. Dort hatten wir die Info bekommen, das die Fähre heute nach Port Askaig auf Grund des starken Windes fährt. Also musste ich kurz meine B&B Hosts anrufen. Diese waren so nett und wollten mich von der Fähre abholen. Die Fähre ist für die Anzahl der Bewohner von Islay riesig. Man kann auf der Fähre sogar Islay Whisky kaufen, wer hätte das gedacht. Aber ich entschied mich für ein lokales Bier. Dabei griff ich auf ein Finlaggan Ale zurück. Es ist recht leicht, aber ganz lecker. Keine Süsse, gute Bitterkeit nur die nicht vorhandene Kohlensäure störte mich ein bisschen. Der angeblich so heftige Wind wirkt sich nicht wirklich auf die Fährfahrt aus. Ok draußen zu stehen, hat nicht wirklich Spaß gemacht, da es recht stark zu regnen begonnen hat. Alles in allen war die Anfahrt doch recht anstrengend, da ich Morgens um 5.30 Uhr aufgestanden bin und seit 6.30 Uhr unterwegs war. Ich war wirklich froh, als ich endlich angekommen gewesen bin. Das Gute war, dass sich mein B&B Host Jim bereit erklärt hatte, mich direkt am Fähranleger abzuholen. Ein sehr netter Kerl, wenn ich mich auch erst mal an seinen, doch recht starken Akzent gewöhnen musste. Erstaunlicherweise spricht er auch noch ganz gut Deutsch. Er war bei der British Army in Münster und Osnabrück bis 1993 stationiert. Und jetzt versucht er immer bei deutschen Touristen ein wenig sein Deutsch anzuwenden. Auf der Fahrt erklärt er mir noch ein wenig zu Sehenswürdigkeiten von Islay, aber ich war insgesamt doch zu müde, um mir viele Sache zu merken. Dann endlich angekommen. Im Haus angekommen, falle ich kurz danach in einen tiefen Schlaf. Morgen beginnt die Reise auf Islay erst richtig. Bis zum nächsten Tag.